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Filmbildung für Engagierte: DIE GOLDENEN JAHRE

Wir engagieren uns für mehr Vielfalt im Alter. Genau darum ging es auch in dem Film von Drehbuchautorin und Regisseurin Barbara Kulscar, zu dem wir im Rahmen unserer Nürnberger Filmbildungsreihe für Engagierte mit anschließendem Filmgespräch ins Filmhaus eingeladen hatten.

Die zahlreichen Seniorinnen und Senioren, die sich auf den Weg gemacht und der Einladung gefolgt waren, erlebten einen vergnüglichen, aber auch lehrreichen Nachmittag mit Peter und Alice, einem Ehepaar aus der schweizerischen Mittelschicht, das sich in seinen sogenannten „goldenen Jahren“, mit einer konfliktreichen Situation ihrer Ehe konfrontiert sah. Nach 42 gemeinsamen Jahren und der ausgelassen im Freundeskreis gefeierten Pensionierung Peters wollte Alice ihrer etwas langweilig gewordenen Ehe neuen Schwung geben, während Peter sich einen geruhsamen und asketischen Lebensabend erträumte. Alice regte ihre Kinder an, ihnen eine Kreuzfahrt auf dem Mittelmeer zu schenken, von der sie sich eine Neubelebung ihrer Beziehung erhoffte. Nachdem aber bei einer Bergtour Alices Freundin Magali völlig überraschend verstorben war, lud Peter deren Ehemann Heinz aus Mitleid ein, ebenfalls an der Kreuzfahrt teilzunehmen. Das brachte Alices Konzept gehörig ins Wanken, so dass es schließlich zum Eklat kam. Alice kehrte nach einem Landausflug in Marseille nicht aufs Schiff zurück, sondern folgte in Südfrankreich den kurz zuvor neu entdeckten Spuren ihrer verstorbenen Freundin Magali. In deren Verlauf wurde ihr bei einer Kommune von Lesben und durch die Begegnung mit einem Paar, das mit Hilfe von Pilzen ein phantastisches Leben am Rande der Realität zelebrierte, vor Augen geführt, dass es auch ganz andere und für sie völlig neuartige Konzepte des Zusammenlebens gab. Aber auch Peter lernte während Alices Abwesenheit seine neugewonnene Freiheit zu schätzen und verwirklichte mit seinem Freund Heinz eine Art von Männerfreundschaft, die ihm ebenfalls unerwartete Impulse dafür gab, dem Alltagstrott zu entgehen. Diese Beziehungskomödie der Entfremdung und neuen Zusammenfindung eines Ehepaares mit ganz anderen Schwerpunkten, entwickelte sich in einer unterhaltsamen und rasanten Abfolge von tragischen und witzigen Episoden, die das Publikum mit originellem Einfallsreichtum in seinen Bann zog. Es wurde auf hinreißende und durchaus nachvollziehbare Weise aufgezeigt, wie ein in die Jahre gekommenes, aber vermögendes Ehepaar, zwar nicht ohne Konflikte aber letztendlich doch noch einen Kompromiss fand, in dem jeder seine Träume verwirklichen konnte. Ein in der Realität wohl nur selten so umsetzbares neues Miteinander, das aber neben dem von den Zuschauern erwarteten Happyend, durchaus emanzipatorische Anregungen gab und Wege aufzeigte, wie man sich als Ehepaar auch in den sogenannten goldenen Jahren auf ungewohnter Basis nochmal ganz neu erfinden kann.

Danke an Filmgast und Autorin Gerda Münzenberg für diese Rezension, die auch in der Hersbrucker Zeitung erschienen ist.